Fidelium I
Dezentrale Wohngruppe
Die Wohngruppe bietet eine vollstationäre Unterbringung und Betreuung für Jugendliche ab 13 Jahren. Mit insgesamt 8 Plätzen gewährleisten wir an 365 Tagen im Jahr eine kontinuierliche pädagogische Betreuung und Begleitung für junge Menschen.
Es handelt sich um junge Menschen und junge Volljährige, die einen Bedarf an Beziehungsangeboten, Alltagsstruktur und dem sozialen Lernen in einer Gemeinschaft haben. Diese jungen Menschen müssen die Motivation aufweisen, sich in der Gemeinschaft einzubringen und diese partizipativ mitgestalten zu wollen. Sie sollen einer gesellschaftlich akzeptierten Alltagsgestaltung oder einer für sich sinnvollen Lebensplanung nachgehen.
Zu der Zielgruppe gehören insbesondere:
- Jugendliche und junge Volljährige, die aus einem anderen Betreuungsangebot kommen,
- Jugendliche und junge Volljährige, die direkt in die Wohngemeinschaft aufgenommen werden.
Ausschlusskriterien
Jugendliche und junge Volljährige, die einer Suchttherapie bedürfen, können in der Regel nicht aufgenommen werden. Gegebenenfalls ist eine Aufnahme an Auflagen geknüpft.
Fidelium I
Als sonstige betreute Wohnform nach den §§ 34 und 41 SGB VIII
1. Ziele:
Grundlegendes Ziel unserer Arbeit ist die umfassende Stabilisierung der Lebenssituation von Jugendlichen.
Weiterführende Ziele unserer Einrichtung sind es die Chancen der Jugendlichen auf ein selbstbestimmtes Leben in unserer Gesellschaft bestmöglich zu erhöhen und sie bei ihrer schulischen und beruflichen Orientierung zu unterstützen. Demnach lässt sich unsere Arbeit in folgenden Bereichen abbilden: Stabilisierung, Etablierung von lebenspraktischen Fertigkeiten und schulische/ berufliche Orientierung.
Das bedeutet:
- Führen eines Erstgesprächs zur Klärung des emotionalen Zustandes, des Gesundheitszustandes und der Personalien.
- Detaillierte Klärung des Gesundheitszustandes, durch einen Termin beim Hausarzt, wo alle notwendigen medizinischen Untersuchungen gemacht und fehlende Impfungen verabreicht werden.
- Perspektivgespräch mit dem zuständigen Jugendamt.
Unter Stabilisierung verstehen wir:
- Schaffen eines sicheren Ortes (Schutzraumes)
- Aufbau von sicheren, verlässlichen Beziehungen
- Beziehung als Angebot und Übungsfeld
- Bedingungslose Annahme der Jugendlichen mit ihrem jeweiligen Verhalten und ihrer Geschichte
- Akzeptanz teils auch destruktiver Verhaltensweisen
- Wertschätzung im Umgang
- Verselbstständigung beinhaltet bei uns:
- Gestaltung und Aufrechterhaltung einer passenden Tagesstruktur
- Erweiterung lebenspraktischer Fertigkeiten
- Aufbau einer persönlichen Freizeitgestaltung
- Soziale Integration über die Wohngruppe hinaus
- Entwicklung und Aufbau einer Perspektive für das weitere Leben
- Klärung einer möglichen Anschlussperspektive
- Schulische/ berufliche Orientierung bedeutet bei uns:
- Finden einer geeigneten Schulform; intensive Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Schulen
- Erproben beruflicher Kompetenzen mithilfe von Praktika und im Rahmen der Kooperation mit der Agentur für Arbeit
- Begleitende Hilfen beim Erwerb eines Schulabschlusses (Hausaufgabenbetreuung, Vermittlung zu Nachhilfe)
- Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt
2. Betreuungsumfang und personelle Ausstattung
Die Betreuung erfolgt an 365 Tagen im Jahr und 24 Stunden täglich.
Hauptzeiten der Betreuung sind Montag bis Freitag von 8-16 Uhr.
Mit den Schwerpunkten:
- die Begleitung bei (ärztlichen, schulischen, familiären) Terminen
- die Durchführung von Einzel- und Gruppenaktivitäten sowie
- den begleiteten Aufbau einer sinnvollen Freizeitgestaltung und
- ggf. bei Bedarf die Umsetzung therapeutischer Maßnahmen
- Schulabsentismus
- sozialen Integrationsstörungen
Der Nachtbereitschaftsdienst wird durch einen/eine Mitarbeiter*in gesichert.
Die kontinuierliche Ansprechbarkeit in der Wohngruppe stellt für uns ein Qualitätsmerkmal für eine gelingende Stabilisierung der Jugendlichen dar. Dies schließt die schnelle Reaktions- und Handlungsfähigkeit in Krisensituationen mit ein.
Die reguläre tägliche Betreuungsarbeit im festen Schichtsystem wird von pädagogischen Fachkräften mit ausreichender Berufserfahrung übernommen.
Das Team besteht aus einer Einrichtungsleitung mit abgeschlossenem pädagogischem Studium und mindestens drei Jahren Berufserfahrung und pädagogischen Fachkräften bestehend aus folgenden Qualifikationen: Diplom Sozialpädagog*innen/ B.A./, M.A. Erziehungswissenschaftler*innen, M.A. und staatl. anerkannte Erzieher*innen oder vergleichbare Fachkräfte. Die Mitarbeiter*innen können aufgrund der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Altersgruppen die jeweilige Lebenserfahrung pädagogisch mit einfließen lassen.
3. Pädagogische Handlungsansätze
Beziehungsarbeit
Die in der Wohngruppe entstehenden Beziehungen zu den Betreuer*innen gelten als Modell für die Ausgestaltung künftiger Beziehungen. Diese Beziehung muss professionell gestaltet werden. Das bedeutet für uns:
Jugendliche und Betreuer*innen müssen ein ausgewogenes Maß im Umgang mit Nähe und Distanz finden bzw. erlernen.
Beziehung ist ein Angebot und Beziehungsfähigkeit keine Grunderwartung an die Jugendlichen. Jugendliche, die unsere Beziehung (auch nur phasenweise) ablehnen, können dennoch vom Leben in der Gruppe profitieren. Diese Haltung befreit uns von Machtkämpfen im Alltag.
Regeln, Mitbestimmung, Vertrauensvorschuss
Wir haben ein überschaubares und transparentes Regelsystem mit wenigen, klar formulierten Regeln und entsprechenden, logischen Konsequenzen.
- Grundlegende Regeln im Zusammenleben sind uns wichtig um z.B. allen einen geregelten Tag-/Nachtrhythmus zu ermöglichen.
- Wir legen Wert darauf, dass unsere Jugendlichen die Möglichkeiten der Mitbestimmung und Partizipation haben
Bezugsbetreuung
Wir arbeiten im Bezugsbetreuersystem: Alle Jugendlichen haben eine*n feste*n Ansprechpartner*in aus dem Team, der*die für sie persönlich bei wichtigen Anliegen und Fragen zur Verfügung steht. Bezugsbetreuer*innen begleiten aktiv den Hilfeprozess. Zudem sind sie im Idealfall Vertraute der Jugendlichen, verantwortlich für die Durchführung von gezielten Einzelaktionen und die Sicherstellung einer regelmäßigen ärztlichen und tagesstrukturierenden Begleitung.
Aufbau von Tagesstruktur
Die Strukturierung des Alltags ermöglicht auch eine Strukturierung innerer Prozesse. In erster Linie bedeutet Tagesstruktur bei uns deshalb, den Tag in sinnvolle Einheiten der Beschäftigung und Ruhe einzuteilen.
Aufbau einer sinnvollen Freizeitgestaltung
Unsere Unterstützung in diesem Bereich bezieht sich auf:
- Die individuelle Freizeitgestaltung: Teilnahme an Sportvereinen, Tanzkursen oder Jugendgruppen je nach Interessen und Fähigkeiten des*der Jugendlichen. Die Betreuer*innen sichern dabei die Teilnahme durch Organisation der Anmeldung und Zahlung der Mitgliedsbeiträge, Begleitung bei Probestunden sowie anstehende Fahrdienste ab.
- Das regelmäßige Angebot verschiedener Aktivitäten am Wochenende: Fußball, Schwimmen, erlebnispädagogische Angebote, Stadtbesichtigungen, Konzerte, Veranstaltungen etc.
- Durchführung von verbindlichen Ausflügen/Ferienfreizeiten: Mit der Gruppe in den Urlaub fahren, aus der Komfortzone herausgehen, gemeinsam neue Erfahrungsfelder erschließen und Abstand vom Alltag gewinnen, diese Ziele verbinden wir in der verbindlichen Teilnahme der gesamten Gruppe an.
Psychotherapeutische Anbindung im Ausnahmefall
Die Betreuten können bei Bedarf auch ein therapeutisches Angebot nutzen. Das Modul „Therapeutisches Krisenmanagement“ wird durch eine erfahrene Therapeutin, die den Standort Bad Wimpfen für die Malteser Werke seit langen Jahren begleitet, durchgeführt.
Im therapeutischen Bereich arbeiten wir auf eine Stabilisierung und einen zunehmend selbstständigen Umgang mit der eigenen Problematik hin.
Dabei kommen verschiedene therapeutische Ansätze und Methoden zum Tragen. Je nach individueller Problematik und Persönlichkeit jeder*s Jugendlichen werden unterschiedliche Ziele verfolgt.
Die Themen werden zum Teil in Einzelsitzungen bearbeitet (z.B. die Aufarbeitung der individuellen Biographie), für andere Themen ist es sinnvoll gemeinsam mit Jugendlichen in ähnlichen Problemlagen im Rahmen von (Klein-)Gruppenangeboten zu arbeiten, um gruppendynamische Prozesse nutzen zu können.
Die Gestaltung eines Übergangs
Wenn junge Erwachsene aus der stationären Jugendhilfe ausziehen, sind sie plötzlich auf sich allein gestellt und müssen sich bei Bedarf selbstständig Hilfsangebote suchen. Die bisherigen Vertrauenspersonen aus der Wohngruppe sind nicht mehr zuständig und können sie nicht mehr in gleichem Umfang begleiten. Für junge Menschen bedeutet ein Auszug aus der Wohngruppe meist einen (erneuten) Beziehungsabbruch.
Bei weiterer Beauftragung können die Jugendlichen im Rahmen unseres Betreuungsangebotes in die Verselbständigungsformen wechseln.